War die Entscheidung richtig?
Morgen ist der Tag der OP des rechten Auges. Ich habe mich zwischenzeitlich umfassend mit dem Thema befasst und mir verschiedene Videos in YouTube angesehen und einige Berichte im Internet durchgeselesen.
Dabei habe ich erfahren, und das ist neu für mich, dass es sich um eine Operation handelt, die nicht so leicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Ich dachte bisher, sollte es mit der Multifokallinse nicht funktionieren, kommt die wieder heraus und wird durch eine Monofokallinse ersetzt oder in ein paar Jahren gibt es eine neuere und bessere Generation von Linsen, die implantiert werden könnten.
Das Linsenimplantat verwächst mit dem Auge
Das Auge ist das Organ, das am schnellsten und besten heilt. Die natürliche Linse wird per Ultraschall zertrümmert und dann herausgesaugt. Das ist ein irreversibler Vorgang. Ohne Linse besteht kein Sehvermögen. Also muss eine neue Linse implantiert werden. Da gibt es Monofokallinsen und Multifokallinsen (Bi- oder Trifokal). Und nach ca. 2 Wochen ist das Linsenimplantat mit dem Auge fest verwachsen und lässt sich nicht mehr so einfach entfernen, wie die natürliche Linse. Sollte später ein Linsenaustausch nötig sein, wird das eine kompliziertere, risikoreichere und kostenliegere Operation, als der vorherige Austausch.
Die Nachteile der Multifokallinsen
Die Monofokallinsen bieten nur eine einzige Sehstärke an, entweder Weit oder Nah, dafür dann aber sehr kontrastreich und nahezu perfekt. Die Multifokallinsen bieten alle 3 Sehstärken an, Nah, Mittel und Weit. Das Gehirn muss sich erst daran gewöhnen und läuft auf Hochtouren. Ein kontrastreiches Sehen ist nicht gewährleistet. Mit den multifokalen Linsen sieht man schlechter als mit einer Gleitsichtbrille. Dazu kommt das Problem mit den Halo- und Blendeffekten. Vor Jahren hatte ich ja mal farbige Kontaktlinsen ausprobiert und hatte fürchterliche Probleme mit dem Haloeffekt. Bei Nacht erscheinen die Lichter überdimensional groß bzw. haben einen riesigen Heiligenschein. Ich war nicht in der Lage problemlos und sicher auf der Autobahn zu fahren. Beleuchtete Baustellen machten mich wahnsinnig. Bei der Auffahrt auf die Autobahn war ich nicht in der Lage zu erkennen ob sich ein anderes Fahrzeug auf der rechten oder auf der linken Spur befand. Ich fuhr mit 60km/h auf der deutschen Autobahn. Die Kontaktlinsen kann man jederzeit wieder herausnehmen und durch eine Brille ersetzen, die Implantate nicht. Anscheinend haben dieses Problem erst einmal alle Träger eines Multifokalimplantates. Die Monofokallinsenträger haben diesen Nebeneffekt nicht. Bei den meisten Personen gewöhnt sich das Gehirn nach ein paar Monaten daran und blendet diesen Heiligenschein aus. Aber eben nicht bei allen. Ich bin von Hause aus sehr lichtempfindlich und habe grundsätzlich Probleme in der Dunkelheit zu fahren. Nun lebe ich auf Teneriffa und da wird es nicht so früh dunkel wie in Deutschland, es regnet auch seltener und es gibt weniger beleuchtete Baustellen. Aber ich bin jetzt schon nicht in der Lage meinen nächsten Berlinaufenthalt zu planen, da ich erst abwarten muss, wie das nächtliche Sehen nach der OP wird. Es geht auf den Winter zu und dann ist es ab 16.00 Uhr dunkel. Könnte ich mir also einen Mietwagen nehmen oder muss ich BVG fahren?
Und niemand kann mir garantieren, dass ich dieses Problem mit dem Haloeffekt nicht mein lebenlang haben werde. Genauso ist es jedoch möglich, dass ich zu den Patienten gehöre, die die Klinik verlassen und 1 Woche später alles perfekt und problemlos sehen können. Aber das weiß man eben vor her nicht. Nun kommt noch der Umstand hinzu, dass ich (noch) keinen Grauen Star habe und somit die OP medizinisch gar nicht notwendig sein wird. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn ich später irreversible Probleme hätte, die ich durch keine Brille mehr ausgleichen könnte.
Ich cancel den OP-Termin
Ich bin zu unsicher. Ich rufe in der Klinik an und erkläre meine Bedenken. Ich will dieses Implantat nicht. Ich will doch gelasert werden. Dabei behalte ich meine eigene Linse, die sich selbst scharf stellt und kann jederzeit einen Defekt durch eine Brille ausgleichen. Es wird nicht perfekt, aber das Risiko ist viel geringer und ich muss nicht ängstlich darauf warten ob ich nachts sehen kann oder nicht und ob sich dieser Zustand irendwann wieder gibt. Lasern ist risikoärmer, es werden beide Augen zusammen gelasert, es ist kostengünstiger und ich behalte meine eigene Linse.
Neue Voruntersuchung
Der OP-Termin ist abgesagt, ich habe kommenden Montag eine weitere Voruntersuchung und eine neue Besprechung mit dem Arzt. Ich habe nur diese 2 Augen und die sind nicht austauschbar. Wir reden hier nicht von einer Zahnkrone oder einem Brustimplantat, die jederzeit wieder ausgetauscht werden können. Es liegt in meiner Verantwortung und ich muss mit dem Resultat den Rest meines Lebens leben und die Entscheidung kann und darf mir niemand abnehmen. Die Werbung spielt das einfach alles zu harmlos herunter. Sicherlich gibt es Menschen, und ich kenne persönlich 2 davon, bei denen alles problemlos verlaufen ist und die glücklich sind, aber das ist keine Garantie, dass es bei mir auch so sein wird.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
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